Shani Boianju: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst

2013

Ein Kriegsroman einer rumänisch-irakischen Israelin, in den USA geschrieben. Eine 25jährige Soldatin erzählt von sich und zwei Freundinnnen vom Militäralltag an der libanesischen Grenze. Die Frau war tatsächlich als Soldatin dort. Das Leben und die Erzählung davon sind hart, brutal, langweilig. Es geht um heimliche Liebschaften, unzulängliche Eltern. Waffen, Tod und Sex. Krieg eben.


Ayelet Gundar-Goshen: Eine Nacht, Markowitz

2013

Jakob Markowitz soll die schöne Bella heiraten, damit sie aus dem Nazi-Europa fliehen kann. In Palästina angekommen, sieht Jakob nicht ein, weshalb er sich von Bella scheiden lassen soll. Sehr witzig erzählt, anrührend, komisch.


Assaf Gavron: Auf fremdem Land

2013

Als politischer Mensch bezieht Gavron klar Stellung gegen die Siedlungspolitik Israel. Als Erzähler bleibt er auf Distanz und beschreibt einen eigentlich absurden Alltag in der Wohnwagensiedlung, einer (noch) nicht autorisierten Siedlung. Absurd und wahnsinnig kommt dieser Alltag den Bewohnern allerdings nicht vor, schon eher die Welt draussen, in Tel Aviv und in den Amtsstuben.


Norman Manea: Die Rückkehr des Hooligan

26. Juli 2013

Norman Manea und Aharon Appelfeld haben einiges gemeinsam. Sie stammen beide aus der Bukowina. Appelfeld aus Czernowitz, Manea, vier Jahre jünger, aus Suceava, das im heutigen moldawischen Teil von Rumänien liegt. Beide sind als Juden nach Transnistrien deportiert worden (dieses Transnistrien ist bei uns so selten ein Thema!). Der erste floh von dort, der andere ist mit seinen Eltern nach Rumänienzurückgebracht worden. Dann unterscheiden sich die Lebensläufe. Appelfeld schlug sich nach Palästina durch, schloss sich dem jüdischen Widerstand an, wurde Schriftsteller, hat über 40 Bücher publiziert, ist der am meisten übersetzte israelische Autor. Manea trat als junger Mann im jungen kommunistischen Rumänien der kommunistischen Partei bei, blieb da einige Jahre, wurde Ingenieur und ebenfalls Schriftsteller und verliess das Land 1986 und lebt heute in New York.

Gemeinsam haben die Bücher von Manea: Die Rückkehr des Hooligan von 2004 und Appelfeld: Der Mann, der nicht aufhörte zu schlafen von 2012, dass sich beide zentral mit dem Verlust der Muttersprache befassen. Aber auf sehr unterschiedliche Art. Manea quält sich durch die Geschichte, durch seine Biografie, durch sein Schicksal. Quält sich, weil er ohne seine Mutter eigentlich schon früh die untrüglichen Zeichen der Veränderung wahrgenommen haben und immer wiedermal kam man zum Schluss: Weg hier. Was hielt ihn zurück? Vor allem die Sprache. Appelfeld erzählt eine Geschichte, die sich sehr an seine Biografie anlehnt. Erwin wird als junger Mann schon in Neapel auf den Einsatz in Palästina vorbereitet, schon dort bringt man ihm hebräisch bei. Später dann in einem Vorbereitungslager in Palästina. Er schildert eindringlich die Schwierigkeit des Spracherwerbs. Eine neue Sprache für neue Menschen für ein neues Land. Und was wir in der mythenbildenden israelischen Literatur so häufig mitbekommen, den Erwerb eines neuen Namens, wird bei Appelfeld sehr aufmerksam problematisiert. Erwin wird Aharon. Aber immer wieder kehren die jungen Leute zu ihrer Muttersprache zurück. Erwin steht in seinen Träumen immer in Kontakt zu seinen Eltern, der Verlust ihrer gemeinsamen Sprache wird immer schmerzreicher empfunden, die neue Sprache als Verrat. Appelfeld hebt diese Geschichte stark von der israelischen Wirklichkeit ab, der Name Israel kommt nicht vor, auch nicht der etwa der Araber. Von der Sprache her sind die beiden Bücher sehr unterschiedlich: Appelfeld schreibt für ein breites Lesepublikum, Manea für jede, die bereit sind, sich mit ihm über die Seiten durch die Geschichte zu quälen.