Gesund durch Viren

29. Dezember 2016

Es geht um Phagen. Das sind Viren, die bei Bakterien andocken und sie vernichten. Erzählt wird die Entdeckung dieser Phagen in Frankreich, wie man sie im Abwasser fischte und so gut es ging isolierte, wie dann die Georgier weiterforschten und wohl Tausende Sowjetsoldaten mit der Phagenbehandlung retteten und wie man sich in Europa und Amerika erst allmählich mit dieser Therapie beschäftigt. Diese Phagen sind deshalb so interessant, weil sie angesichts der zunehmenden Antibiotikaresistenzen lebensrettend werden könnten. Thomas Häusler verwebt spannend die grosse Geschichte mit der Wissenschaftsgeschichte, Biologie und Medizin. Und vergisst auch nicht den kritischen Blick auf die Phagen. Das Buch hat nur einen Fehler, es ist 2003 geschrieben worden. Man wüsste nur zu gern, was aus den Versuchen geworden ist, die Phagentherapie auf die Ebene der US-Pharmanormen zu bringen. Interessiert sich die grosse Pharma dafür? Warum hört man sowenig davon? Sind die Antibiotikaresistenzen noch nicht so dramatisch, wie man uns sagt? 2003 hat "Facts" Thomas Häusler beim Buchschreiben unterstützt. Heute könnte doch Radio SRF, wo er heute arbeitet, freistellen für ein Update der Arbeit. Würde uns nämlich interessieren.


Der erste Stellvertreter

21. Dezember 2016

Pulitzerpreis 2015

Man fühlt sich sehr an die Gegenwart erinnert, wenn man liest, wie Mussolini an die Macht kam (ich weiß, diese Vergleiche sind mit Vorsicht zu genießen). Großartig erzählt, wie der autoritäre und aufbrausende Pius XI in Mussolini erst den Mann der Vorsehung sah. Der Duce hat ihm mit den Lateranverträgen wieder eine Rolle in Italien gegeben, die unliebsamen Bücher verboten, für züchtige Bademode gesorgt und den Protestanten das Leben schwer gemacht. Erst am Ende seines Lebens war ihm die Sache nicht mehr so geheuer. Auch er war Antisemit, aber der Judenhass aufgrund der "Rasse" ging ihm zu weit. Seine Entourage konnte verhindern, dass er sich dazu noch äußerte und sein Nachfolger ließ Hitler und Mussolini gewähren. Beide waren sie autoritär, antidemokratisch, Kommunistenhasser, Antisemiten.


Rückkehr nach Reims

14. Dezember 2016

Das habt ihr ja alle schon gelesen oder schon soviel darüber gehört. Also noch meinen Senf dazu. Nichts gegen Soziologie, aber man darf gut geschrieben Autobiografien vertrauen, es braucht nicht noch immer einen Abschnitt, in dem uns der Autor alles in soziologische Watte einpackt. Vielleicht gefällt das Buch so sehr, weil da einer wieder entdeckt, dass die Klassengesellschaft längst nicht Geschichte ist.


Was ich sonst noch verpasst habe

1. Dezember 2016

Scheitern II: Auch Lucia Berlin ist so richtig erst nach ihrem Tod bekannt geworden. Geschichten von der dunklen Seite des amerikanischen Traums. Erniedrigte, Beleidigte, Alkohol, Gewalt, Tod, abseitige Milieus, Krankenschwestern, Hilfslehrerinnen, Putzfrauen, Mütter, Elend und Abgründe und Berlin kennt das alles. Schrecklich gut.


Ungläubiges Staunen

22. November 2016

Das Buch ist schon in der 13. Auflage. Viele sind wohl neugierig, wie ein gescheiter Muslim die Zeugnisse christlicher Geschichte sieht. Es ist eine Sammlung von Bildbetrachtungen. Angenehm ist, wie genau er hinsieht, bemühend find ich, wie viel er hineininterpretiert. Da sieht er etwa anzügliche Blicke, obszöne gar und ich frag mich, ob der Maler das auch so meinte. Am besten finde ich die Reportage aus dem syrischen Kloster das Paolo dall'Oglio gegründet hat und eigentlich Christ und Muslim ist - und ganz ähnlich die Betrachtungen über Franz von Assisi, der grosse Nähe zum Islam pflegte und offenbar sehr unter den Kreuzzügen litt.


Eine strahlende Zukunft

11. November 2016

Scheitern Amerikaner wirklich besser als Europäer? Richard Yates ist ein bedeutender Schriftsteller des Scheiterns. Bekannt wurde er vor allem durch die Verfilmung von "Zeiten des Aufstands". Auch der Held dieses Romans scheitert grossartig. Kein Wunder bei dieser Übungsanlage: Armer Mann heiratet reiche Frau will aber so tun als hätten sie kein Geld. Nicht nur bei ihm, auch bei ihr läuft alles schief. Aber, vielleicht ist das eine Konzession an uns Leser (damit es nicht allzu trist wird), bei den Frauen hat er immer noch tollen Erfolg. Yates hatte zeitlebens nie Erfolg, seine Bücher wurden erst nach seinem Tod gelesen.


Klein ganz Gross

8. November 2016

Hab genug von diesem Amerikazeugs und fliehe in die Forschung vom verehrten Emeritus Ueli Gyr. Er beschäftigt sich mit Nanologie, die zwar spannend ist, für die es aber noch keine umfassende Theorie gibt. Also klemmt sich Ueli dahinter und meint: "Der Gartenzwerg...ist ein symbolischer Transitagent..." Oder einfacher: er ist ein Phantasieprodukt, das den unbedingten Willen zur Idylle dokumentierte. Interessant oder.


Geheimes Tagebuch

25. Oktober 2016

Ist mir ganz zufällig in die Hände geraten, kannte den Autor überhaupt nicht. Von 1965 bei Benziger selig. Eine sehr schöne Geschwistergeschichte in den 30er Jahren. Die Mutter stirbt früh, einer der Buben kommt zur Grossmutter, der andere zum Gutsverwalter. Als Erwachsene finden sie sich wieder. "Ein armer Mann kann alle Irrtümer begehen, die seine Armut ihm eingibt, ... Aber sich in der Wahl seiner Frau täuschen - das darf er nicht. Dieser Irrtum gefriert sein Herz zu Eis..."


Vivre près des tilleuls

8. Oktober 2016

AJAR -Das ist der Verein der jungen welschen Autoren. 18 Mitglieder dieses Vereins haben diesen Roman zusammen geschrieben. Und das ist schon bemerkenswert, gilt das Romanschreiben doch als eine einsame Sache. Die U-30-Schriftsteller zeigen, dass sie gut schreiben können, dass sie gut zusammenarbeiten können, dass sie sich dreinreden lassen, dass sie ihr Werk auch verkaufen können! Bei einem grossen französischen Verlag. Und wie ist der Roman? Zusammengefasst: ein Paar verliert ihr Kind. Wie gesagt gut geschrieben, klug, mit schönen Einfällen. Was meiner Meinung nach fehlt, ist der Spannungsbogen. Die Spannung wird zwar aufgebaut, aber am Schluss fällt läuft alles ziemlich flach aus.


Bildlegenden fr

3. Oktober 2016

Mieux connaître l'histoire des ouvriers en Suisse allemande et ne lire que quelques légendes qui accompagnent des photos bien choisies? Voici l'excellent livre de Stefan Keller "Bildlegenden. 66 wahre Geschichten". La notice sur cette photo: Soz. Jugendorganisation "Freie Jugend" Eine Sitzung mit der welschen Delegation auf dem Zürichsee". Qui connaît les délégués welsches?


Bildlegenden de

3. Oktober 2016

Grabe wo du stehst - ok, aber was dann mit dem geborgenen Schatz? Wer sind die Menschen auf der Ansichtskarte? Wissen wir etwas über ihr Leben? Und was ist aus ihnen geworden? Stefan Keller weiss, wie man die Werkzeuge in die Hand nehmen muss, damit aus den Fotografien Dokumente werden. Die Fotografien, die Postkarten, sind nur sparsam mit Text begleitet, die Show gehört den Bildern, tolle Arbeiten von anonymen Handwerkern und Künstlern, die damals die "kleinen Leute" in Szene setzten.


Die unvollendete Direkte Demokratie

12. August 2016

Die meisten Schweizer nehmen für sich in Anspruch, dass sie unschlagbar sind in Fragen der Alpwirtschaft (Kühe und Käse) und der Direkten Demokratie. Wer dann doch aus Versehen das Buch von Andi Gross in die Finger bekommt, in dem seine Texte zur Direkten Demokratie aus über dreissig Jahren zusammengefasst sind, besinnt sich eines anderen. Ein schön gemachtes Buch übrigens, das einem das Lesen einfach macht. Hab ich Unrecht mit der Behauptung über die Allwissenheit der Eidgenossen über DD?

Hier ein Test. Wer alle Fragen richtig hat, wird von #AndiGross zu einem Kafi und einem Stück Totché eingeladen (Detail: er weiss allerdings noch nichts davon).

1. Wer hat die DD erfunden?

A. Thomas Paine

B. Marquis de Condorcet

C. Christoph Blocher

2. Welcher Kanton hat 1863 als erster umfassende Volksrechte in seine Verfassung aufgenommen?

A. ZH

B. GE

C. BL

3. Seit wann haben wir das fakultative Referendumsrecht?

A. 1848

B. 1874

C. 1890

4. Welche Argumente werden in erster Linie gegen das konstruktive Referendum vorgebracht?

A. Verzögert den Gesetzgebungsprozess

B. Torpediert die Fundamente des Staates

C. Macht die Sache kompliziert (Mehrere Antworten möglich)

5. Wieviele der im Europarat vertretenen Länder kennen kein Gesetz zum Verhältnis von Geld und Politik?

A. 1

B. 12

C. 47

6. Welches ist die Seele der DD?

A. Die Identität

B. Die Diskussion

C. Die Parteien

7. Welches ist die weltweit grösste DD?

A. Die Schweiz

B. Kalifornien

C. Grossbritannien

8. Für welchen Denker ist Kleinräumigkeit die Voraussetzung für demokratische Entwicklung?

A. Jean-Jacques Rousseau

B. Denis de Rougemont

C. Adolf Muschg

9. Welche Initiative der 80er Jahre hält den Mindestrekord?

A. Kulturinitiative

B. Mutterschaftsinitiative

C. Mitenand-Initiative

10. In welchem Jahr sprach Andi Gross vor der UN-Generalversammlung?

A. 1996

B. 1998

C. 2002


Weltschatten

11. August 2016

Ein Roman unserer Zeit. Finanzjongleure, Campaigner, Agitateure treten auf, alle selbstverständlich globalisiert. Man liest die 500 Seiten in einem Zug und wird mitgenommen in die verschiedensten Welten und deren Slangs und Sprachen. Der Reihe nach: es gibt drei Erzählstränge. Der erste führt in das Milieu der Finanzjongleure gleich vor der Haustür des Autors Nir Baram in Tel Aviv. Leute, die unter der Fuchtel der amerikanischen Partner tüchtig an der Marktliberalisierung des Landes gearbeitet haben. Dann die Welt eines Kommunikationsunternehmen aus den USA (Für mich der tollste Teil des Romans!) Die arbeiten in Wahlkampagnen in den USA, in Wien, im Kongo, in Bolivien. Die dritte Welt ist jene von einer kleinen Gruppe in England, die für den 11.11. einen weltweiten Streik mit einer Milliarde Menschen ausruft. Alle diese Welten begegnen sich, alle laufen alle aus dem Ruder, alle sind irgendwann irgendwo sozialistisch motiviert, alles schlägt uns bitter bitter böse entgegen. Alle Sozialdemokraten müssten diesen Roman lesen und anschliessend ein bisserl nachdenkend in die Sonne schauen. Nir Baram hat uns im "Land der Verzweiflung" gezeigt, dass er ein ausgezeichneter Reporter und Rechercheur ist, setzt nun in seinem neuen Roman noch konsequenter auf das Universum der Kommunikation und der Kommunikatoren als in seinem früheren Roman "Gute Leute". So sehr, dass es einen tschuderet. Sehr zur Lektüre empfohlen. #NirBaram


Augustinus von Hippo

28. Juli 2016

Endlich habe ich es mal geschafft, eine ordentliche Biografie über Augustinus zu lesen. Ich habe ihn mit vielen anderen zusammen verantwortlich gemacht, für vieles was in unserem Denken noch heute schief läuft, Leibfeindlichkeit, Schuldgefühle, etc. Hab vor allem zwei Dinge gelernt:

a. Harte Askese und Abscheu vor dem Sexuellen ist allen religiösen und philosophischen Bewegungen der Zeit eigen. Das hat weder Paulus noch Augustinus erst erfunden. Wer sich mit Denken abgab, kasteite sich.

b. Augustinus hat zwar die Erbsünde erfunden, die auf uns allen lastet, Musik und Sex pfui gefunden, aber seine Widersacher, die Donatisten und die Pelagianer, die ein viel positiveres Weltbild pflegten, waren in gewisser Weise noch schrecklicher, weil es nach ihnen nur Rettung für eine gewisse Elite gab, die es eben schaffte, abstinent und aszetisch zu leben. Das augustinische System ist barmherziger: Alle sind zwar in Sünde geboren, aber durch die Taufe wird die Sündenlast gelöscht. Viel mehr Menschen können gerettet werden, auch alle Sünder. Augustinus ist demokratischer. Jetzt käme noch die Sache mit der Prädestination... aber das ein andermal. Und noch was tröstendes für alle, die Mühe mit Fremdsprachen haben.

Augustinus konnte kein Griechisch, wurde trotzdem zu einem grossen Neuplatoniker.


Vie des Saints du Jura

Ich empfehle wärmstens die kongeniale Hagiographie von Pierre-Olivier Walzer von 1979. Damals Prof für Literatur in Bern. Einmal regt er sich über einen Pfarrer-Biograf auf, der sich immer über die Wunder des Heiligen Imer schämt. Etwa, das sei doch nicht nötig, dass er durch ein Wunder noch eine Quelle zum Sprudeln bringt, wo es doch im Vallon genug Wasser gibt. Walzer meint dazu, dass dem Pfarrer zuzutrauen sei, dass er das Wunder von Jesus, der bei der Hochzeit von Kaana Wasser in Wein verwandelte, ein bisschen übertrieben sei. Wasser hätte doch auch gereicht.Gérer


Comédie française

22. Juni 2016

Jede TV-Show reisst sich um ihn, er liebt die Auftritte und liebt das Fernsehen. Er ist aber auch ein begnadeter Schauspieler und grossartig Rezitator. Er erzählt sein Leben, er begann als Coiffeur, seine Begegnungen, etwa die mit Roland Barthes, schwärmt von seinen Lieblingsautoren von Molière bis vor allem Céline.


Der Mann, der das Glück bringt

21. Juni 2016

Eigentlich wollte ich mal einen Florescu auslassen. Dann nahm mich aber Wunder, wie er die Geschichte im Donaudelta erzählt. Wie immer, gut recherchiert, man findet sich wieder in Crisan, Sulina. Auch die Altgläubigen im Delta, die Lipowaner treten auf und wir werden in die letzte Leprastation Europas nach Tichilesti bei Tulcea geführt. Der zweite Teil spielt in New York.

Eine Geschichte über drei Generationen um die Jahrtausendwende, die ohne die grosse Geschichte auskommt.

#Daniel Petrescu

 


Das Tiefland

13. Juni 2016

Jhumpa Lahiri erzählt von den Naxaliten, die vorallem um 1970 in Indien, insbesondere in Westbengalen gegen Grossgrundbesitzer kämpften. Sie waren Maoisten - und es gibt sie übrigens immer noch. Konkret geht es um zwei Brüder, die in Kalkutta aufwachsen. Der eine kämpft im Untergrund eben mit den Naxaliten, der andere macht eine Uni-Karriere in den USA. Aber ganz so einfach ist es dann doch wieder nicht. Die Geschichten der beiden verweben, verknüpfen sich zusehends und enden in einem Gewirr.


La Nuit de la nouvelle

6. Juni 2016

Ceux qui ont aimé "l'écrivain suisse allemand" vont adorer cette nouvelle nouvelle. Même héros, même personnel.


Das Weltliche im Islam

11. April 2016

Haben wir es mit einer Islamisierung der Radikalität zu tun oder doch eher mit der Radikalisierung des Islam? Beide Thesen leuchten ein, die von Olivier Roy und die von Gilles Kepel. Ich habe wieder einmal im Buch von Ernst Hunziker geblättert. Ernst kannte beide und hat sich aber auch selber aufgemacht, vor Ort mit vielen Exponenten zu reden - um zu verstehen. 1995 ist sein Buch erschienen. Das Buch hat sehr gut gealtert. Ist immer noch gut. Leider ist Ernst zwei Jahre nach dem Erscheinen des Buches gestorben. Viel zu früh. #Karl Spoerri


LE PANAMA et les Aventures de mes Sept Oncles

10. April 2016

Lektüre von Blaise Cendrars aus aktuellem Anlass.


Wilhelm Tell in Manila

1. April 2016

Im Winter 1886 übersetzt der junge Arzt José Rizal, späterer Nationalheld der Philippinen, im deutschen Exil Schillers Tell in seine Muttersprache Tagalog - in der Hoffnung auf einen Aufstand gegen die spanischen Kolonialherren. Diese historische Episode erzählt Annette Hug. Ein Buch über das Übersetzen, über Kolonialgeschichte, über Schillers Tell. Geschrieben in einer sehr angenehmen Sprache, akribisch recherchiertert und dicht.


Im Land der Verzweiflung

15. März 2016

Das Buch enthält Reportagen vom israelischen Schriftsteller Nir Baram (Jahrgang 1976) aus den Jahren 2014 und 2015, erstmals publiziert in der Zeitung Haaretz. Reportagen aus völlig verworrenen Verhältnissen in Ostjerusalem, aus Siedlungen in den besetzten Gebieten des Westjordanlandes, aus Nirim, dem Kibbuz, das den Raketen aus dem Gazastreifen am meisten ausgesetzt ist, aus Flüchtlingslagern. Gespräche mit Schülern, Händlern, Siedlern, ehemaligen Gefangenen. In den Gesprächen geht es immer um die Zukunft. Wie sieht die aus, für uns und für euch?

Ist das nicht das x-te Buch zu diesem Konflikt, der , das kommt dazu, im Augenblick nicht so sehr interessiert? Schon, aber es ist eines von einem Israeli, der sich selber vor Ort mit eigenen Augen ein Bild machen will (und von denen gibt es nicht so viele). Etwas Vertrautheit, vor allem mit der Geografie und der Gegebenheit der Siedlungen sind allerdings von Vorteil.

Was erfährt man? Die meisten Israeli sind dem Konflikt gegenüber gleichgültig, die meisten Palästinenser hoffnungslos. Es gibt wohl nur noch ganz wenige, die wissen, welches Recht auf welchem Landflecken im Westjordanland gilt, die Besatzungsmacht kontrolliert alles. Nur noch wenige glauben an eine Zweistaatenlösung, niemand bei den Isareli an eine Einstaatenlösung. Es braucht eine andere Lösung und Nir Baram glaubt, dass der Fall nicht hoffnungslos ist.

Im Herbst wird sein neuer Roman erscheinen. Inzwischen noch den letzten "Gute Leute" lesen!

Nachtrag: in Tachles dieser Tage wird eine amerikanische Studie zitiert: 48% der Israeli sind für die Ausschaffung aller Araber aus Israel.


Kommt ein Pferd in die Bar

28. Februar 2016

Es ist schon sehr viel Gutes über dieses Buch geschrieben worden. Es stimmt alles. Von mir aus kann Grossman ruhig mal den Nobelpreis bekommen.


La Sainte Ignorance

19. Januar 2016

Die Säkularisierung hat die Religion nicht zerstört, sagt Roy, sondern isoliert. Dabei verliert die dominante Kultur das religiöse Wissen und die Religionen werden fundamentalistisch. Glaube ist Glaube, aber in der Kultur sind Normen und Symbole nicht von der Religion zu trennen.


Le Mur grec

19. Januar 2016

Das ist eigentlich ein Krimi, der am Grenzfluss Evros spielt. Es geht um die Korruption bei der Vergabe des Auftrags für den Grenzzaun.


Black Earth

19. Januar 2016

Snyder grast über die Grenzen seines Faches als Historiker hinaus, was ihm nicht wenige übel nehmen. Er versucht ausführlich zwei Thesen zu belegen. Erstens, Staaten, die auch nur noch Reste einer Souveränität aufrecht erhalten konnten, waren nicht in dem Masse von der Vernichtung der Juden durch die Nazis ausgesetzt, als jene, deren staatliche Struktur vernichtet wurde. Zweitens, Hitlers Obsession war primär eine ökologische. Ich ging ihm um Lebensraum und Reinheit der Rasse.

Mit Vorteil hat man schon Snyders Buch "Bloodland" gelesen.