Johanna Sebauer: Nincshof

30. Dezember 2023

Eigentlich eine Dorfgeschichte. Das Dorf liegt an der österreichisch-ungarischen Grenze, in der Nähe des Neusiedler Sees. Allerdings ein fiktives Dorf. Nincs ist ungarisch und heisst soviel wie „es gibt kein…“ Und tatsächlich möchten ein paar Leute des Dorfs, dass man sie am besten vergessen würde. Störend dabei sind Neuzuzüger, die Frau sehr neugierig, der Mann fühlt sich sofort sehr zu Hause. Er kümmert sich vor allem um seine Ziegen, Irrziegen. Es gibt da auch Pustafeigenschnaps und viele andere seltsame und lustige Dinge. Die Figuren sind alle liebenswert und äusserst komisch, die Geschichte heiter, amüsant, gescheit, kurzweilig. So ab Seite 350 fragt man sich, wie kommt die Autorin wohl aus der ganzen verstiegenen Geschichte wieder raus. Sie kommt es. 


J.M. Coetzee: Der Pole

27. Dezember 2023

Aeltere Autoren  verfallen ja nicht selten auf die Idee, ihre Romanhelden mit jungen Frauen in wilde Abenteuer stürzen zu lassen. Das ist auch hier so. Gut, die Frau ist nicht sooo jung und sie ist die Hauptperson, allerdings, dem Hirn von Coetzee entsprungen. Ein alter polnischer Pianist verliebt sich in Beatriz, Gattin eines Bankers in Barcelona, die sich um Wohltätigkeit und Konzertveranstaltungen kümmert. Sie liebt ihn nicht, lässt sich aber doch auf ihn ein, aus Mitleid und wohl auch Neugier. Es ist keine heutige Welt, vielleicht eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Aber Coetzee kann schreiben… Die Geschichte liest sich leicht, die Figuren sind alles andere als flach. 


Stefan Keller und Johannes Stieger (Hg.): Die Kaserne wird zivil. Militär und Volk in Frauenfeld

21. Dezember 2023

Nein, natürlich nicht, nicht die Kaserne erzählt Geschichten, sondern die Leute, die in und um sie gelebt haben, erzählen. Zuerst die einen, die finden, dass die Mauern es wert sind, erhalten zu bleiben, dann die anderen, die sagen, dass das weg kann. Kaserne und Wirtshäuser, Kaserne und Frauen, Wäschesack und  Familie, kommt alles vor. Aber auch der Baranoff, ein Artillerie-Schiess-Simulator, der bis 1987 in Betrieb war. Ein Ungetüm. Erzählt wird auch die Geschichte aus dem November 1918. „Putschgefahr“ drohte in Zürich und General Wille hielt es für das falscheste, Zürcher Truppen aufzubieten gegen die streikenden Arbeiter. Viele Fotografien aus der Zeit, viele Postkarten und Anekdoten. 


Daniel Abimi: La Saison des mouches

21. Dezember 2023

Der Krimi ist von einem fait divers aus dem Jahr 2002 inspiriert. Damals hat ein mit einem Sturmgewehr bewaffneter Mann das Pornokino Moderne in Lausanne betreten, einen Mann getötet und zwei weitere verletzt und sich dann selber umgebracht. Da kommen im Roman noch etliche weitere Tote hinzu. Abimi wehrt sich dagegen, wenn man meint, der Krimi sei ein Schlüsselroman. Aber sein Amaudruz gleicht sehr dem Neonazi Gaston Amaudruz. Man bewegt sich also in Nazi-Kreisen, die ja in dieser Stadt unbehelligt ihr Unwesen trieben. Dazu kommt ein – für einmal nicht muslimisches Fundi-Milieu, sondern ein christliches dieser Art und geachtete Lausanner Bürger, alle ziemlich verachtenswert. Ein rabenschwarzer Krimi. Und manchmal, wenn ich vor einem bestimmten Haus vorbeigehe, ertappe ich mich beim Gedanken: Da wohnt doch… Dabei ists doch nur ein Krimi, der auch in Zürich spielen könnte. 


Germana Fabiano: Mattanza

21. Dezember 2023

Mattanza bedeutet „Massaker“. Schon seit der Antike hat man grosse Schwärme von rotem Thun entlang der sizilianischen Insel Favignana abgefangen. Immer im Frühjahr, da waren die Fische unterwegs in wärmeres Wasser. Die grossen Fische werden in immer engere Netze gedrängt und am Schluss an die Oberfläche gezogen und massakriert. Heute tun das nur noch ganz wenige so, man fischt den Thon auf offener See. Im Roman aber lebt das ganze Inseldorf von dieser Fischerei und geschieht unter der Anleitung eines Rais. Und weil kein männlicher Nachfolger da war, über nimmt Nora das Amt, was man allerdings vor Fremden geheim hält. Es wird alles märchenhaft erzählt, was dann auch die Fischtöterei erträglich macht. Und natürlich wird alles von alten Traditionen begleitet. Aber auch diese märchengleiche Welt bricht zusammen, die Fische bleiben aus, eine Kultur bricht zusammen. 


Mathieu Avanzi, Pascal Claivaz: Mots et expressions de l'Arc jurassien

22. November 2023

Klar, auch in der französischen Schweiz findet Globalisierung statt und die Grenzen regionaler Ausdrücke sind nicht mehr so klar. Am auffälligsten vielleicht noch das „huitante“. Man sagt zwar überall „septante“ und „nonante“,  statt soixante-dix und quatre-vingt-dix, aber eigentlich sagt man nur in der Waadt und in Freiburg „huitante“. In Genf und im Wallis hört man beides – „huitante“ und „quatre-vingts“.  Im Jurabogen ist aber nur „quatre-vingts“ geläufig.

 Interessant ist das vouloir statt aller. Also im futur proche sagt man im Jurabogen (und im angrenzenden französischen Jura) „il veut pleuvoir“ und nicht „il va pleuvoir“.  Die Formulierung soll sehr alt sein. Dass sie sich erhalten hat, mag wohl daran liegen, dass man mit dem vouloir etwas bestimmter, genauer sein kann.

Natürlich sind die Alemanismen immer lustig, etwa „schwänzer“, „grittibenz“ oder „schneuquer“, wobei letzterer Ausdruck im Welschen eine weitere Bedeutung erhalten hat, nämlich im Sinn von neugierig sein. Aber mit der Herkunft aus dem Deutschen kann man sich auch täuschen. Häufig hört man „aider à quelqu’un“ statt (richtig) aider quelqu’un. Hat man da aus dem Deutschen übersetzt?  Also „jemandem helfen“? Nein, sagt der Sprachforscher, diesen Dativ gibt es auch im Süden Frankreichs oder in Québec.

 

Aehnlich wie das Schweizerdeutsche das Hochdeutsche manchmal abmildert, schleift auch das Französisch in der Schweiz die Kanten etwas ab. Z.B.: „regarde voir“ oder „prends seulement“ oder „il veut déjà se débrouiller“ oder « c’est droit con ». Dieses droit hört man mehr im Norden der französischen Schweiz.


Elisa Shua Dusapin: Le vieil incendie

12. November 2023

Nach mehreren Jahren der Entfremdung kommen Agathe und Véra im Périgord zusammen, um das Haus ihrer Kindheit zu räumen. Das Haus wird abgerissen und mit den Steinen wird ein für die Gegend typischer grosser Taubenschlag des Nachbarn geflickt. Agathe, Drehbuchautorin in New York, verließ Frankreich vor fünfzehn Jahren. Mit Véra, ihrer stummen jüngeren Schwester, haben die beiden Frauen zwischen dem 6. und 13. November Zeit, um die Räumlichkeiten zu sortieren und zu räumen.

 

Während ihrer frühen Kindheit standen sich Agathe und Véra sehr nahe, doch Véras plötzlicher Verlust des Sprechvermögens im Alter von sechs Jahren veränderte die Situation völlig. Agathe ist weiterhin fürsorglich, aber das Schweigen ihrer jüngeren Schwester belastet sie zusehends. Frustration und unausgesprochene Worte häufen sich, und trotz ihres Versprechens, „immer für sie da zu sein“, zieht Agathe schließlich im Alter von fünfzehn Jahren nach Amerika. Die Beziehung geht zwischen grosser Nähe und Distanz hin- und her, immer sehr subtil. Die Autorin meinte mal in einem Interview, dass sie als Kind nie Schriftstellerin werden wollte, sondern etwas mit Tieren, weil die nichts sagen. Nicht nur sagt hier nun Véra nichts, auch spielen Tiere eine tragende Rolle. Etwa die Ameisen, deren Strassen die beiden unterbrechen möchten oder die Wespen, die sie versuchen zu vernichten. Oder das Wildschwein, das vor ihr stehenbleibt. 


Arthur Honegger: Die Fertigmacher

10. November 2023

«Die Fertigmacher» machten 1974 Arthur Honegger auf einen Schlag bekannt. . Er erzählt die Geschichte eines jungen Menschen, der in der Krise der dreissiger Jahre als Pflegekind bei fremden Menschen aufgenommen wird und gegen Ende des Zweiten Weltkrieges aus einer Erziehungsanstalt in die Freiheit entlassen wird. Jugendliche sollten dort mit Erniedrigungen und Schlägen zu „Normalmenschen“ erzogen werden. Der Erstlingsroman hat mehr als zehn Auflagen erlebt, die letzte mit einem Autorengespräch, Fotos und Dokumenten  von Charles Linsmayer 2005. Eine Geschichte der Schweiz der Schläge ist noch nicht geschrieben worden. (Diese Ausgabe ist ein Brockenhausfund, Kilopreis Fr. 3.-)


Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

7. November 2023

Ein weiteres Buch aus meinem Nachholprogramm. Es ist schon 39 Jahre alt und spielt während des Kalten Kriegs in Prag. Der Chirurg Tomas lernt die Serviererin Teresa kennen. Die Beziehung leidet unter den vielen Verhältnissen, die Tomas pflegt und die Teresa lange schweigend erträgt. Dann bekommen wir auch den Prager Frühling mit, den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts, den Untergang der Politik des Alexander Dubcek. Die beiden fliehen nach Zürich und wir erfahren in einem weiteren Erzählstrang von Tomas’s  Verhältnis zu der Malerin Sabina und deren Beziehung zu Franz. Teresa kehrt zurück in die Tschechoslowakei und Tomas folgt ihr, wo er aber bald mit der Partei in Konflikt gerät und die Arbeit als Chirurg verliert. Nicht verliert er aber die vielen Liebschaften, bis sie beide in eine LPG in ein böhmisches Dorf ziehen.  Kundera schiebt nicht nur etliche philosophische Ueberlegungen ein, er legt auch ab und an seine Arbeit als Romancier offen. Etwa: „Es wäre töricht, wenn ein Autor dem Leser einreden wollte, seine Personen hätten tatsächlich gelebt. Sie sind nicht aus einem Mutterleib geboren, sondern aus ein paar suggestiven Sätzen oder einer Schlüsselsituation. Tomas ist geboren aus der Redewendung „Einmal ist keinmal“, Teresa aus einem rumorenden Magen.“ Oder: „Das Drama eines menschlichen Lebens kann man immer mit der Metapher der Schwere ausdrücken. man sagt, eine Last ist einem auf die Schulter gefallen. Man vermag sie zu tragen oder auch nicht: man bricht unter ihr zusammen, kämpft gegen sie, verliert oder gewinnt. Was ist Sabina aber wirklich zugestossen? Nichts. Sie hat einen Mann verlassen, weil sie ihn verlassen wollte. Hat er sie verfolgt? Hat er sich gerächt? Nein. Ihr Drama ist nicht das Drama des Schweren, sondern des Leichten. Auf Sabina ist keine Last gefallen, sondern die unerträgliche Leichtigkeit des Seins.“


Franz Dünzl: Kleine Geschichte des trinitarischen Dogmas in der Alten Kirche

3. November 2023

Die Christen der ersten paar hundert Jahre hatten ein grosses Problem.  Sie wollten unbedingt am jüdischen Konzept von einem einzigen Gott festhalten. Jetzt war da aber Jesus, der gekreuzigt wurde und dann von den Toten auferstand und in den Himmel gefahren ist. Wenn der nun auch Gott ist,  der Sohn von Gott Vater – wie steht es dann um den Mono-theismus? Zwei Götter? Oder Jesus kein Gott? Darüber stritten die Theologen der Zeit und spielten zig Varianten durch und warfen einander Häresie vor. Da kämpften etwa die Homöusianer gegen die Homousianer. Waren Vater und Sohn wesensgleich oder nur wesensähnlich (homoi-usios versus homo-usios)? Ein i zuviel und du warst Ketzer. Dazu kam, dass die einen die griechischen Philosophen intus hatten, die anderen davon nichts wissen wollten. Dann gab es auch immer wieder Probleme mit der Uebersetzung. Griechische Begriffe waren nicht immer so einfach ins Lateinische zu übersetzen. Diese ganze Debatte mag uns heute sehr fremd vorkommen. Sie war aber nicht nur für die Theologen, sondern auch für Kaiser Konstantin sehr wichtig, weil er sich seine Macht über das ganze Reich, ost und west, nur über eine einheitliche christliche Lehre vorstellen konnte. Das Konzil von Nicäa 324 hat dann beschlossen, dass Vater und Sohn Gott sind und alle, die was anderes glauben, aus der Kirche ausgeschlossen sind. Dann war da aber noch der Heilige Geist, der auch noch untergebracht werden musste. Das dauerte nochmals paar Jahrzehnte. Die Lektüre wäre für Diplomaten und Coaches interessant. Wie stellt man einen Konsens her? Wie löst man ein so schwieriges Problem – die Dreifaltigkeit. Manchmal wurden sie sich einfach einig, dass man etwas schlicht nicht wissen kann, zB. wie der Vater den Sohn gezeugt hat. Das könne nur der Vater wissen. Immerhin hält dieses Glaubensbekenntnis von 324 bis heute bei allen Christen, also schon 1699 Jahre. Mit einer Ausnahme: das filioque – Problem müsste noch gelöst werden. Im Westen glaubt man (die Christkatholiken ausgenommen), dass der Geist vom Vater und vom Sohn ausgeht (filioque), im Osten nur vom Vater.  


Alain Claude Sulzer: Aus den Fugen

2. November 2023

Die Kunst der Fuge. In einem ersten Teil treten zwölf Personen auf, die sich alle auf ihre Weise auf ein Konzert, Beethovens Hammerklavierkonzert in der Berliner Philharmonie, zu bewegen. Mitten im Konzert bricht der Pianist ab. Sagt, „Das war’s“ und verlässt die Bühne. Jetzt treten die zwölf nochmals auf. Der Pianist in der Krise etwa landet in einer Schwulenbar, wo er den Freund des Agenten des Künstlers (und verflossenen Liebhaber) trifft und am Flügel Chopins e-Moll-Nocturne spielt. Ein regelrechter Reigen der Eitelkeiten wird da getanzt.  Ist 2012 erschienen und immer noch frisch.


Philipp Oehmke: Schönwald

29. Oktober 2023

Wenn ich einen Roman schreiben müsste (!!), dann wären meine Figuren saureich. Schon die Recherche wäre grossartig. Ich müsste natürlich mal einen Maybach GLS 600 selber fahren, müsste im Flieger in der Ersten Klasse reklamieren, weil der Champagner nicht genug gekühlt ist, könnte dem Kellner ein absolut grossartiges Trinkgeld geben. Und beim Schreiben könnte ich so richtig schwelgen und der Phantasie freien Lauf lassen. Das würde doch was hinmachen, die Leserschaft könnte mitschwelgen. Nicht so, wenn ich über das Leben von Habenichtsen schreiben müsste, seitenweise Langeweile. Oemkes Figuren mussten allerdings saureich sein, weil nur denen fällt ein, so zu tun, wie sie es tun. Arme Leute hätten andere Sorgen. Es ist eine Familiengeschichte des 21. Jahrhunderts. Die Mutter kommt mit viel Geld in die Ehe. Woher das Geld genau kommt weiss man nicht, auch nicht wie nahe ihre Vorfahren dem Nationalsozialismus standen, auch nicht ob das alles Nazigeld war. Ihr Mann ist Staatsanwalt. Ein Sohn hat akademische Karriere in den USA gemacht und schafft es, nachdem er aus der Uni fliegt, mit Lacan & Co. argumentierend, aus Trump einen ganz valablen Mann zu zaubern, weil die Wahrheit ja eine dynamische Sache ist und nicht so absolut gesehen werden kann. Ein anderer Sohn, Mathe-Genie, heiratet eine Milliardärstochter und die Tochter will mit einer Freundin einen LGBTQIA+Buchladen eröffnen.  Es ist einiges los in diesem Roman, es wird nie langweilig. Eine durch und durch verlogene Welt (aber verlogen wäre doch auch eine veraltete Ansicht), eine kaputte Familie, eine Sprache, wie sie heute allenthalben im Anmarsch ist, Figuren, die samt  und sonders unsympathisch sind. Böse, böse alles, meint Dominik, der mir das zum Lesen gegeben hat. 


Albert Camus: La chute

21. Oktober 2023

Zu Beginn des Romans erklärt Jean-Baptiste Clamence in der Amsterdamer Bar Mexico City einem Fremden, wie man richtig etwas zum Trinken bestellt. Der Barmann spricht ausschließlich niederländisch. Clamence übersetzt für sein Gegenüber, und nachdem klar wird, dass beide aus Paris stammen, beginnt er mit ihm ein ernstes Gespräch, besser gesagt, er beginnt einen Monolog, den er bis zum Schluss durchhält. Er ist der Einzige, der zu Wort kommt. Camus verzichtet auf allwissenden Erzähler, der den Roman Der Fremde prägt. Der  „Bußrichter“ Jean-Baptiste Clamence erzählt von seiner erfolgreichen Karriere als Anwalt, dann folgt eine Lebensbeichte, in der er von seiner Krise und seinem Fall berichtet. Dieses letzte Werk von Camus kann man als Essay über Bewusstsein, Freiheit und Sinnlosigkeit des menschlichen Lebens lesen. 


Patrick Modiano: Im Café der verlorenen Jugend

19. Oktober 2023

Die Geschichte spielt im Paris der 1950er oder 1960er Jahre, meist im Café « Le Condé » in der Umgebung des Odéon. Dort  fällt den Gästen eine junge Frau auf, die sie Louki nennen. Es treten vier verschiedene Erzähler auf und schliesslich auch Louki selber. Ausgangspunkt des Romans ist der Suizid eines 19-jährigen mannequin von Dior 1953. Ein Lesegenuss, allerdings äusserst wehmütig, beklemmend manchmal und uneindeutig. 


Andrzej Stasiuk Grenzfahrt

19. September 2023

Der neue Roman des polnischen Schriftstellers Andrej Stasiuk spielt 1941 und zwar in den letzten Juni-Tagen vor dem Ueberfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion. „Unternehmen Barbarossa“ war der Deckname für den Angriffskrieg. Drei Millionen Soldaten haben die Grenze der Sowjetunion überschritten. Der Roman erzählt von den Tagen vorher am ostpolnischen Grenzfluss Bug. Der Fluss spielt eine tragende Rolle, wird wieder und wieder beschrieben, immer in einer neuen Perspektive, aber doch meist bedrohlich, gefährlich, schicksalshaft. Man denkt unwillkürlich an Heraklit: „Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben, wir sind es und wir sind es nicht.“ Im Dorf treiben deutsche Besatzungssoldaten ihr Unwesen, aber auch polnische Partisanen.  Die Zustände im Dorf sind unerträglich. Lubko ist Fährmann und er bringt Fliehende für Geld über den Fluss. Auch ein jüdisches Geschwisterpaar will hinüber in die Sowjetunion, weiter an den fernen Amur, in den Fernen Osten der UdSSR, nach Birobidschan an der Transsibirischen Eisenbahn. Stalin hat da eine jüdische Stadt errichtet. Aber aus der Ueberfahrt der beiden wird nichts, sie enden grausam. Neben dem Fluss spielen die Gerüche, der Gestank die zweite Hauptrolle. Wie „Stalker“ von Tarkovski, noch schrecklicher und mit Gestank. 


Pierric Bailly: La Foudre

11. September 2023

Die Geschichte spielt im französischen Jura und im Vallée de Joux. Es erzählt John, ein Schafhirte auf einer Alp beim Col de de Faucille. Beim Feuermachen in seiner Hütte, liest er in einer alten Zeitung, dass ein ehemaliger Schulkamerad, der Tierarzt geworden ist, einen jungen Mann erschlagen hat. Er nimmt Kontakt mit der Frau des Tierarztes auf und erfährt, dass ihr Mann, ein sehr engagierter Tierschützer und Wolfsfreund, mit den Leuten im Dort eigentlich einen guten Umgang pflegte, bis zu den Nächten, als man ihm tote Wildtiere vor die Haustür legte. Die Polizei wird eingeschaltet, alles wird aufgeklärt und es kehrt wieder Ruhe ein – bis zur Nacht, Jahre später, als wieder Fuchs und Dachs vor der Haustüre liegen. Alexandre, der Tierarzt schiebt Wache vor dem Haus und erwischt den Uebeltäter, prügelt sich mit ihm, erwischt ein Brett, das an der Hauswand steht und schlägt zu. Als er dem Toten, die Maske vom Gesicht zieht, erkennt er einen jungen Mann vom Dorf, der kürzlich bei ihm in der Praxis war, um seinen kranken Hund zu behandeln. Dem war aber nicht mehr zu helfen. Das ist die eine Geschichte, die andere ist die Beziehung, die sich nun zwischen der Frau von Alexandre und John entwickelt. 


Emmanuelle Robert: Dormez en Peilz

11. September 2023

Peilz wie Tour de Peilz (sprich: pe, pour les amis d’outre sarine) oder Ile de Peilz, eine Miniaturinsel vor Villeneuve. Also wiederum kommen in schönster Landschaft liebe Mitbürger ums Leben. In ihrem ersten Krimi liess Emmanuelle Robert am Berg sterben, diesmal im See. Man begegnet zum Teil dem gleichen Personal, soweit nicht tot, wie im Krimi „Malatraix“, zahlreiche Neue kommen dazu. Zum Glück findet man zu Beginn des Romans eine Liste der Leute, die mehr oder minder mit den Todesfällen zu tun haben. Leute, aus dem Milieu der Polizei und Anwälte, Geschäftsleute und Taucherinnen und Taucher, solche mit Flaschen und welche ohne, Apnoe-Taucher. Auch Kinder, die die Erzählerin ablösen und selber sprechen dürfen. Wie es sich für einen Krimi gehört, wird der Fall im Laufe der 500 Seiten gelöst, aber mindestens ebenso viel Spannung bringt die Aufklärung der verschiedenen Verwicklungen zwischen Männer und Frauen, Männer und Männer, Böse und Gute. Und das ist auch ein Gastro-Führer, der einem sagt, wo man was und warum gut isst. Und mein Lavaux-Lieblingswitz kommt auch vor: Warum haben die das Schloss Chillon bloss so nahe an die Autobahn gebaut? 


Esther Kinsky: FlussLand Tagliamento

29. August 2023

Der Tagliamento entspringt in den friaulanische Dolomiten, fliesst durch die karnischen Alpen und mündet nach 170 km in die Adria – der letzte Wildfluss Europas, unverbaut bis auf die letzten Kilometer. Esther Kinsky folgt schreibend seinem Lauf und fasst die Landschaft in poetische Bilder. Begleitet von Birnholzschnitten von Christian Thanhäuser.

 

„Ein Stück dunkler Stein vom Oberlauf, schwarzgrünlich mit hellen Einschlüssen, Gesteinsbildendes Kristall im Dolomit, kleine Krummhörner, womöglich gewachsen in einer alpinen Kluft: das Wort Kristallrasen kommt in den Sinn, die dünnen feinen Strahlen in Gsteinshöhlungen, zartes Unschuldsgelände vor etwaiger Verwachsung mit derbem Gestein und dem Verlust aller Aussicht auf Reinheit, ein Bitterspat.“


Nastassja Martin: An das Wilde glauben

24. August 2023

Nastassja Martin begegnet in Kamtschatka einem Bären und der zerbeist ihr Gesicht. Sie erzählt ihre Rettung und Heilung und reflektiert als Schülerin von Philippe Descola (der wiederum Schüler von Lévy-Strauss ist) über die Grenzen zwischen Mensch und Tier, Natur und Kultur. Durch den Kontakt zu den Menschen in Kamtschatka, etwa den Ewenken, rückt bei der Anthropologin  die unpersönliche Welt der Tiere und Dinge, die, wie wir es sehen, von Natugesetzen regiert wird, näher zur Menschenwelt mit ihrer individuellen und kulturellen Vielfalt. Also auch der Bär zum Mensch und umgekehrt. Würde dazu passen: Michel Pastoureau: L’ours, histoire d’un roi déchu.  


Philippe Sands: Rückkehr nach Lemberg

24. August 2023

·        Der Menschenrechtsanwalt Sands erforscht seine Familiengeschichte. Die führt ihn nach Lemberg, nach Lwiv. Dabei entdeckt er, dass auch zwei andere Völkerrechtler aus dieser Gegend stammen und in Lemberg studiert haben. Der eine, Hersch Lauterpacht, ist der „Erfinder“ des Begriffs des „Verbrechens gegen die Menschlichkeit“, den er im Nürnberger Prozess einbringen konnte.  Der andere, Raphael Lemkin, „erfand“ den Begriff „Genozid“, den er beim selben Prozess angewendet sehen wollte  - ohne Erfolg. Zwei Perspektiven, die bis heute einander gegenüberstehen: die Sicht auf das Individuum und die Sicht auf das Kollektiv. Die Gegend um Lemberg, die Bukowina, Galizien, hat nicht nur diese Rechtswissenschaftler hervorgebracht, sondern auch Forscher und Forscherinnen wie Alice Miller, Wilhelm Reich, Leopold von Sacher-Masoch, Literaten wie Paul Celan, Rose Ausländer, Karl Emil Franzos, Bruno Schulz, Izik Manger, Alfred Margul-Sperber, Alfred Gong, Joseph Schmidt und viele andere.


Natascha Wodin: Sie kam aus Mariupol

11. August 2023

Die Tochter war zehn Jahre alt, als die Mutter sich das Leben nahm. Die Mutter sagte zwar immer wieder: "Wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe", aber die Tochter, Natascha Wodin, erfuhr nichts Weiteres. Zu dieser Zeit lebten Mutter und Tochter in Deutschland. Die Eltern von Natascha kamen als Zwangsarbeiter, als Ostarbeiter aus der Ukraine ins Land und standen auch nach dem Krieg zuunterst auf der sozialen Leiter. Erst Jahrzehnte später macht sich Natascha auf die Spurensuche nach ihrer ukrainischen Mutter. In einem ersten Teil beschreibt sie ihre Suche, erfährt, wie ihre Mutter den Untergang ihrer Adelsfamilie im stalinistischen Terror miterlebte, wie sie später, schon unter Naziherrschaft mit ungewissem Ziel ein deutsches Schiff bestieg. Im zweiten Teil erzählt sie dann das Schicksal der Familie im Lager. Das Schicksal einer Familie in den „Bloodlands“, wie Timothy Snyder es nannte. Unvorstellbar schrecklich.


Werner Dahlheim: Die Welt zur Zeit Jesu

30. Juli 2023

Die Welt zur Zeit Jesu war die Zeit Reiches der Römer. Das Christentum verdankt seine Gestalt dem Imperium der Römer. Sogar die roten Schuhe des Papstes von heute verweisen noch auf die römischen Senatoren. Die katholische Kirche hat die römische Ordnung bestens konserviert. Wer die Kirche kennt, weiss, wie in etwa das römische Reich funktionierte. Das heisst, sowohl der lateinische Westen, wie der griechische Osten. Eine wachsende Schar von Predigern hat im ersten Jahrhundert erfolgreich die Ankunft eines Gottesreiches verkündet, das allen ewiges Leben versprach. Ueberraschend, wie sich in dieser Welt die Ideen einer kleinen Gruppe von Fischern und Handwerkern aus Galiläa zu einer urbanen Religion entwickeln konnte, die alle Werte umgewichtete. Alles wurde nun der Frage unterworfen, ob das Tun und Lassen während der irdischen Pilgerzeit dem ewigen Heil diente oder es zu verwirken drohte. Die ersten Jahrzehnte des Christentum waren eine mündliche Veranstaltung, erst später, als es schon Gemeinden in Kleinasien und Rom gab, kamen die Briefe dazu und erst nach dem Jahr 100 entstand das Bedürfnis, das Leben Jesu schriftlich erzählt zu bekommen. Und nochmals später bediente man sich der Waffen der Heiden, um ein Gedankengebäude rund um die Heilslehre zu bauen. Das heisst, Philosophie, die griechische vorab, wurde studiert und integriert, man hat eine Theologie entwickelt. 


Hartwin Brandt: Konstantin der Grosse

25. Juli 2023

Kaiser sein ist gar nicht so einfach. Viele mussten ihr Leben gewaltsam lassen, und lang waren sie meist auch nicht auf dem Thron. Konstantin regierte über 30 Jahre und starb friedlich im Bett. Als Kaiser ist wichtig, dass du immer siegreich bleibst. Als Looser will dich niemand haben. Du musst auch unerschrocken sein und wenn nötig deine Gemahlin, Geschwister und Freunde umbringen lassen. Solange du auf der Siegesstrasse bist, spielt es auch keine Rolle, wenn du auch mal die Falschen töten lässt. Konstantin hatte einen ausgesprochenen Machtinstinkt und veranlasste, dass man so ab 311 die Christen nicht mehr tötete, sie im Gegenteil immer mehr förderte. Als Nichtchrist hat er 345 sogar ein Konzil einberufen. Die Bischöfe sollten sich doch bitte darüber einigen, ob Jesus Mensch oder Gott sei. Konnten sie nicht und Konstantin hat beschlossen, dass er beides sei. Theologen waren da noch nicht erfunden. Die Christen haben aber an diesem Entscheid nicht gerüttelt. Konstantin war ein Henotheist. Das ist sowas zwischen Polytheismus und Monotheismus. Er verehrte den Sonnengott Sol und war auch dem Kaiserkult nicht abgeneigt. Auf dem Totenbett hat er sich dann taufen lassen. Allerdings von einem Arianer, dh einem der der Meinung war, dass Jesus nur Mensch war.

 

 


Emile Ajar: Gros-Câlin

11. Juli 2023

Ajar war ein Pseudonym von Romain Gary (Ajar ist auch das Akronym für das Schriftstellerkollektiv « Association des jeune auteur.e.s romandes et romands). Der Roman erschien 1974. Gary war damals 60 Jahre alt, nur wenige Jahre später (1980) nahm er sich das Leben. Ein Monsieur Cousin bringt von einer Marokkoreise eine Python-Schlange mit nach Hause und lebt mit ihr. Auch mit einer weissen Maus, die eigentlich für die Schlange gedacht war, aber zu er ebenfalls eine zärtliche Beziehung unterhält. Der Mann ist einsam, manchmal umarmt er sich selbst, manchmal tu es die Schlange. 


Haruki Murakami: L'incolore Tsukuru Tazaki et ses années de pèlerinage

8. Juli 2023

Bei Murakami gerät das Blut der einen Hälfte der Literaturkritiker in Wallung, die andere überschlägt sich im höchsten Lob. Seichte Unterhaltung sei das, denkbar banal, eine unbeholfende Sprache und einfältige Gendanken, Literatur des kleinsten gemeinsamen Nenners, gravitätischer Pipifax. Gegenüber wird festgestellt, dass Murakami lakonisch und ruhig erzählen kann, hohe Spannung erzeugt und der Leser emotional berührt wird. Einfach gesagt, da stehen sich die Fraktionen „schöne Sätze“ versus „spannende Geschichte“ gegenüber. In diesem Roman (deutsch: Die Pilgerjahre des Herrn Tazaki) geht es um einen Mann, der in seiner Jugend von seinen besten Freunden verstossen wurde. Er gerät darüber in schwere Depressionen und Mitte 30 macht er sich auf, herauszufinden, was damals eigentlich geschah. Wirklich spannend erzählt, lebt auch von der nicht ganz alltäglichen Geschichte.


Jean-Paul Pellation, Jean Causse: Kirchenfenster im Jura

19. Juni 2923

Ich weiss nicht, ob es Leute gibt, die ihre Reise durch den Jura den Kirchenfenstern entlang planen. Aber für Kunstinteressierte ist eine Reise wert. Es sind an die dreissig Kirchen mit Fenstern, die von namhaften Künstlern des 20. Jahrhunderts gestaltet wurden. Das geht von Léger über Wilfried Moser bis Hans Stocker. Aber wie kam es zu dieser Häufung? Das liegt an der Delsberger Architektin Jeanne Bueche. Sie hat 1953 die Kirche von Courfaivre vergrössern müssen und hat einfach mal Fernand Léger für die Fenstergestaltung angefragt – und der hat zugesagt. Das hat allen gefallen und die Architektin fasste neue Aufträge: eine Kapelle in Berlincourt, für die Fenster konnte sie den Künstler Maurice Estève gewinnen, ein Mitglied der „Nouvelle Ecole de Paris“. 1958 gewann sie Roger Bissière, der unter dem Einfluss von Paul Klee stand, für die Kirchen in Cornol und Develier. Prächtige Fenster. Spätestens ab dann wollte jede Kirche schöne, neue moderne Fenster, bis zu den 60m2 von Alfred Manessier in Moutier. Das Buch stammt aus dem Jahr 1970 und die Texte hat der 2000 verstorbene Schriftsteller Jean-Paul Pellation verfasst. Fotos von Jean Causse.

 

 


Hélène Dormond: Sous les pavés, la rage

18. Juni 2023

Die Autorin ist Psychologin und Sozialarbeiterin. Das merkt man sehr gut. Sie wandelt den Satz der 68er-Jahre ab: Sous les pavés la plage in: sous les pavés la rage. Hélène Dormond schildert in diesen Geschichten etwa einen Mann im Burnout und seine Frau, die in dieser Situation immer weniger zurecht kommt, eine Nichte, die sich um ihren zurückgebliebenen Onkel kümmern will, einen Rocker, der durch Kehlkopfkrebs seine Stimme verloren hat, eine junge Frau, die unter einer Sucht nach Online-Spielen leidet, ein unterirdischer Fluss, der kurz vor dem Überlaufen steht, ein ertrunkener junger Mann und die Schuld und Trauer der Zurückgebliebenen, eine einsame Mutter, die versucht, ihre Einsamkeit zu füllen, ein Thrillerautor, der Rat bei einem Anwalt sucht, ein Strassenarbeiter, der in seiner Arbeit keinen Sinn mehr findet, ein Fluglotse am Rande der beruflichen Erschöpfung, ein alter Mann, der nicht weiß, was er mit der vom Staat gezahlten Entschädigungssumme anfangen soll dafür, dass er als Kind seiner Familie entrissen und zur Arbeit auf einem Bauernhof gezwungen wurde.

So viele Charaktere und auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Situationen, die ein Unglück, eine Einsamkeit, Seelen im Schmerz gemeinsam haben ... Und wie der Name des Buches es schon sagt, eine mehr oder weniger verhaltene Wut.

 

 


Joseph Incardona: Une saison en enfance

18. Juni 2023

Permis C, so lautete der Titel des Buches, als es 2016 veröffentlicht wurde. Das war für ein französisches aber auch für ein Deutschschweizer Publikum kein guter Titel, also: Une saison en enfance, oder deutsch: Nächster Halt Brig.

In der Kindheit geht es um Übergangsriten und das Erlernen der Codes der Erwachsenen. Joseph Incardona greift auf seine eigenen Erinnerungen zurück, der in den Genfer Vororten der 1970er und 80er Jahre spielt. Wir finden die Figur von André Pastrella, dem Alter Ego des Autors.

 

André begleitet seine Eltern je nach Job des Vateres von Umzug zu Umzug. Sein Vater ist Italiener, seine Mutter Schweizerin und beide sind wegen Geldmangels nervös. Als Sohn von Ritals (der Tschingg auf französisch) kommt es im Hof zu Schlägereien, um sich seinen Platz zu sichern. Er begnügt sich mit der Frustration des Vaters angesichts dieses Landes, das ihn zwar toleriert, mehr aber nicht. Wie verzauberte Klammern hält ein Urlaub auf Sizilien jeden Sommer die Sorgen fern. Die Sonne macht jeden „schöner“. Und dann muss man wieder zurück durch den Tunnel gehen, der zurück in die Dunkelheit führt. Ein Roman in Heiterkeit und grosser Tragik.


Melanie Croubalian: AZAD

7. Juni 2023

Die Autorin arbeitet bei Radio RTS. Tochter einer Schweizerin und eines Armeniers aus Aegypten, aufgewachsen in Kairo und Genf. Erzählt wird eine Fluchtgeschichte. Ein junger Mann flieht aus Aleppo, wir sind bei allen Stationen dabei bis nach Grossbritannien. Unterwegs liest er in einem Tagebuch, das er von seiner Grossmutter bekommen hat, die kurz vor seiner Flucht umkam. Dieses Tagebuch ist auch eine Fluchtgeschichte, die seines armenischen Urgrossvaters. 


Karin Tuil: La décision

7. Juni 2023

Nach den islamistisch motivierten Attentaten 2015 in Paris gab es zuerst einiges zu lesen von den Opfern. Von den Tätern gab es auch Fiktionales, im Stil: im Kopf des Täters. Dieser Roman nun erzählt aus der Perspektive einer Untersuchungsrichterin, die darüber befinden muss, ob ein Rückkehrer aus Syrien aus der Haft entlassen werden soll oder nicht. Dabei sind die Grundlagen für einen solchen Entscheid alles andere als tragfähig. Eine sehr dramatische Geschichte.


Herman Melville: Moby Dick

5. Juni 2023

Ich weiss jetzt, weshalb es eine Kurzfassung von Moby-Dick gibt… Wenn man sich aber die 700 Seiten der Originalfassung zu Gemüte führt, wird man Experte in Sachen Walfang im 19. Jahrhundert. Auch Wal-Fachmann überhaupt, wenn man mal davon absieht, dass Melville darauf besteht, dass Wale Fische sind. Es ist die Geschichte von Ismael, der sich entscheidet, als Matrose zur See zu fahren, um seiner Melancholie zu entfliehen. Nach der Fahrt durch den Indischen Ozean und die indonesischen Inseln bekommt die Pequod, sein Walfangschiff, östlich von Japan endlich Kunde von einer Sichtung des Weissen Wals. Die Jagd auf ihn dauert drei Tage und umfasst drei Konfrontationen. Beim letzten Zusammenstoß wird die Pequod von Moby Dick gerammt und zum Sinken gebracht. Ahab, der Kapitän mit Holzbein (der Wal hat ihm sein Bein bei einer früheren Jagd abgerissen),  wird in seinem Walboot von einer auslaufenden Harpunenleine erfasst und von dem abtauchenden Wal in die Tiefe des Meeres gezogen. Ismael kann sich in einem Sarg über Wasser halten und wird von einem anderen Walfänger als einziger Überlebender des Untergangs gerettet.


Jean-Pierre Gerber und Ulrich J. Gerber: "Sie sind von uns ausgegangen..." Zwingli mit Spätfolgen bin in den Jurabogen

2. Juni 2023

Ein Comic oder eine Graphic Novel über die Geschichte der Täufer. Autoren sind zwei Täufer, der Künstler Jean-Pierre Gerber und Theologe Ulrich Gerber. Es ist die Geschichte von radikalen Reformatoren, denen auch Zwingli zu wenig weit ging. Sie nahmen die Selbstermächtigung zum Bibelinterpretieren sehr ernst, was den Reformierten, die sich mit den neuen Machthabern arrangierten, gar nicht gefallen wollte – sie wurden auf die Galeeren verkauft, geköpft, ersäuft. Erzählt wird auch ihre Geschichte im Jura, wo viele von ihnen Zuflucht fanden. Sie gelten als innovative Bauern, Züchter, Käser, Steinmauernbauer. Obwohl sie in der Geschichte von den Bernern sehr mies behandelt wurden, zeigten sie sich im Jurakonflikt als treue Antiseparatisten. Warum? Gerber schreibt eine durchaus kritische Geschichte. Für schon etwas Vertrautere der Täufergeschichte werden schliesslich die zahlreichen verschiedenen Glaubensrichtungen aufgedröselt, etwa die „Schwertler“ (Nicht-Pazifisten) vs. „Stäbler“.  Oder Zusammenschlüsse unter dem Label „Mennoniten“ („Alttäufer“, nach Menno Simons).


Giuliano da Empoli: Le mage du Kremlin

26. Mai 2023

Der Mann hätte auch ein Sachbuch schreiben können. aber im Roman kann er den Leuten in den Kopf kriechen und kommt ihnen literarisch viel näher. Giuliano da Empoli ist Politologe, Sachbuchautor, Gründer des Europa-Thinktanks Volta, Berater des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi, Kulturbeauftragter des Bürgermeisters von Florenz, Professor an der Science Po in Paris, hat einen italienischen und einen Schweizer Pass.

Der Magier ist Wladislaw Surkow, der gegenwärtig spurlos verschwunden ist. Er war ein russischer Schriftsteller und Theatermann, vor allem aber bis 2020 Berater von Wladimir Putin, von einigen auch als "Putins Rasputin" bezeichnet. Surkow soll über Jahrzehnte hinweg als Strippenzieher im Kreml agiert haben, er baute Putins Partei ebenso wie die Oppositionsparteien mit auf, um diese als "nützliche Idioten" zu installieren. Im Februar 2020 wurde er von Putin gefeuert und jetzt eben verschwunden.

Der Roman stützt sich auf viele historische Fakten, in vielen davon handelt es sich um Wladimir Putin , eine der Hauptfiguren des Romans. Im Chaos der 1990er Jahre unter Jelzin wird der Ruf nach Autorität laut. Das ist die Stunde von Surkow und Putin.

Beraten von Baranow, so heisst Surkow im Roman,  reagiert „der Zar“ auf diese Autoritätsforderung bei historischen Ereignissen wie dem Zweiten Tschetschenienkrieg , den Präsidentschaftswahlen 2000 oder auch der Orangenen Revolution in der Ukraine im Jahr 2004. Ein Putin-Porträt von der Zeit Jelzin bis heute. Wir sitzen als Leser auf dem Sofa neben Putin, erfahren, wie seine Macht auf mythologischen Grundlagen, auf Irrationalität aufgebaut ist. Baranow sagt einmal: „Es gibt nichts Klügeres, als auf den Wahnsinn der Menschen zu setzen“. Also, die Leute sollten verstehen, dass alles wahr und unwahr sein könnte.

 

Es gibt das Buch auch auf deutsch: Der Magier im Kreml.


Bernard Bachelard, Noé Graff, Olivier Parriaux: Le Vietcong au sommet de Notre-Dame

26. Mai 2023

Im Januar 1969 fahren drei Waadtländer Freunde mit dem 2CV nach Paris, steigen in der Nacht auf die Flèche de Notre-Dame und bringen eine grosse Vietcong-Fahne an und verschwinden wieder. Jetzt erst, über 50 Jahre später outen sich die drei älteren Herren, aus dem einen wurde ein Physik-Lehrer, dem anderen ein Sozialarbeiter und schliesslich ein Weinbauer (seine Tochter macht übrigens einen ausgezeichneten Roten!). Anlass war der Beginn der Verhandlungen mit dem Vietcong in Paris. Die Männer erzählen nicht nur ihr Abenteuer, sie rollen auch die leidvolle Geschichte des Vietnam auf und blicken auf die aktuelle Lage des Landes. Die Fahne musste übrigens mit dem Helikopter eingeholt werden, weil die Turmbesteiger hinter ihnen die Eisensprossen abgesägt haben.


Blaise Hofmann: Faire paysan

25. April 2023

 

 

Wie kommt es, dass ein Buch über Landwirtschaft wochenlang auf der welschen Bestenliste bleibt? Am Thema kann es nicht liegen. Am Autor vielleicht? Aber seinen Romanen war nie dieser Erfolg beschieden. Blaise Hofmann, Enkel und Sohn eines Bauern, ist selber aufs Land zurückgekehrt um Wein anzubauen, den er nun mit dem Buch verkauft. Es ist eigentlich eine Reportage. Blaise Hofmann forscht in der eigenen Familie und besucht Freunde, Bekannte. Er berichtet mit viel Sympathie von all den kleinen Bauern, die jeder für sich eine Nische findet. Er berichtet aber auch von den grossen, ganz grossen. Mit dem Blick von jemanden, der sich auskennt, keine Noten verteilt, nachdenkt. Nachdenkt über die Bauern, die am Ende des Krieges, 1945, Helden waren. Aber allmählich blätterte der Lack ab. Heute macht man sie verantwortlich für das Verschwinden vieler Arten und die Vergiftung der Böden und der Umwelt. Wie aber sollen denn die riesigen Mengen Weizen, Raps, usf. hergestellt werden, wenn nicht mit hochtechnischen Mitteln? Das Buch gibt keine Antworten. Es ist eine Auslegeordnung, sensibel gemacht.  


C.F. Ramuz: Présence de la Mort

25. Mai 2023

Am 28. Juli 1921 war es in Genf 38.9 Grad heiss. Ramuz stellte sich nun vor, dass die Hitze nicht nur bleibt, sondern immer zunimmt, weil die Erde durch einen kosmischen Unfall allmählich in die Sonne stürzt. In dreissig Tableaus erzählt er, was am Léman so alles passiert. Keine Reportage, aber Bilder. Was tun Menschen angesichts des Todes. Sie verdrängen, sie verlieren jede Kontrolle, sie töten, sie träumen. Diese Ausgabe hat ein Vorwort vom science-fiction-Spezialisten Marc Attalah, heute Direktor des Museumskomplexes Plattforme 10, früher Direktor des Maison d’ailleurs in Yverdon. Deutsch jetzt erschienen unter dem Titel „Sturz in die Sonne“.


Metin Arditi: Le bâtard de Nazareth

28. März 2023

Borges soll sinngemäss gesagt haben, dass wer über Jesus schreibt, über sich selbst schreibt. Das trifft in gewisser Weise auch auf Metin Arditi zu, obwohl er bereits in eindrücklicher Art über sich geschrieben hat (Mon père sur mes épaules). Er ist in Ankara in einer jüdischen Familie, die aus Wien geflohen ist, geboren, trägt einen türkischen Vornamen (arabischer Herkunft), ist mit einer katholischen Kinderfrau aufgewachsen, die ihm das Vaterunser beigebracht hat und ihn Sonntags mit in die Kirche nahm, hat elf Jahre in einem Internat in der Westschweiz verbracht, ist Atomphysiker geworden, mit Immobiliengeschäften reich geworden und aufs Alter hin erfolgreicher Schriftsteller. Er schreibt über einen Jesus, der als uneheliches Kind aufwächst und zusammen mit seiner Mutter deswegen die Härte des jüdischen Gesetzes erlebt. Er möchte dieses Gesetz vermenschlichen, was nicht gelingt. Eine wichtige Rolle spielt Judas, ebenfalls ein Ausgeschlossener und Lieblingsjünger von Jesus, der sich für den Bruch mit dem jüdischen Gesetz stark macht. Arditi verarbeitet zwei Quellen, die auch deutsch bekannt sind: Da ist das Buch des Lausanner Theologen Daniel Marguerat: Jesus von Nazareth. Er bezieht sich auf jüdische Quellen des 2. Jahrhunderts, die über Jesus berichten. Da ist zweitens das Judasevangelium, das erst in den letzten Jahren erschlossen wurde und erzählt, dass Jesus Judas um den Verrat gebeten habe, um sich von seiner körperlichen Hülle zu befreien und seine Mission zu erfüllen.  


Jan Guillou: Die Brückenbauer/Die Brüder/Die Heimkehrer/Schicksalsjahre/Die Schwestern

15. März 2023

Hab mich an eine 3000 Seiten-Familien-Sage gemacht. Thomas hat mir Teile davon geschenkt. Der Schwede Jan Guillou wurde durch seine Spionage-Thriller mit dem Geheimagenten Coq Rouge bekannt. In dieser Saga aber geht es um drei arme norwegische Burschen, die früh ihren Vater, der Fischer war, verlieren, dann aber Glück haben, gefördert werdn und zu Reichtum kommen. Ueber reiche Leute zu schreiben, eröffnet dem Schriftsteller viel mehr Möglichkeiten. Armen Leuten zusehen, wie sie über tausende Seiten Rappen spalten, ist nicht vergnüglich. Weil die Jungs nach ihrer Ausbildung zu Ingenieuren in Dresden ganz verschiedene Wege gehen, gibt es natürlich viel zu erzählen. Brückenbau in Norwegen und Brückenbau in Afrika, Leben als schwuler Künstler mit einem Adeligen in England, usf. Man lernt viel über die Entwicklung der Eisenbahn in Norwegen, bekommt ziemlichen Ethnokitsch aus Afrika serviert. Auch das Geistesleben kommt nicht zu kurz: Brecht, Fallada, Virgina Woolf und diverse nordische Geistesgrössen haben ihre Auftritte. Im fünften Band stehen dann die Töchter der beiden älteren Brüder im Mittelpunkt. Es ist die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Zwei der Töchter leben in Schweden und sind in ganz unterschiedlichen Lagern des Widerstands gegen Hitlerdeutschland engagiert, während ihr Vater nicht glauben kann und will, was da in seinem geliebten Deutschland abgeht. Ein Bruder macht in der SS Karriere.  Guillou kann in diesen Kapiteln als ehemaliger Geheimdienstler aus dem vollen schöpfen. Er sass ja mal im Gefängnis, weil er die Zusammenarbeit des neutralen Schwedens mit den USA offenlegte. Später kam er dann selbst dran. Er hat für den KGB spioniert. Er hat das zugegeben, es sei allerdings nur zu Recherchezwecken geschehen. Es gäbe jetzt noch einen sechsten Band. Aber mal ist genug. Schwedisch gäbe es dann noch vier weitere Bände.


Lea Ypi: Frei

31. Januar 2023

Es sei ein « autobiografisches Sachbuch », heisst es auf dem Klappentext. Ypi verbringt ihre Kindheit zur Zeit der stalinistischer Diktatur von Enver Hoxhas in Albanien. Das Kind liebte die Welt, in der es lebte. Lea war etwa zwölf, als diese Welt zusammenbricht. Ein nahtloser Uebergang vom Stalinismus zum Kapitalismus. Das Kind musste feststellen, dass alle, die Lehrerin, die Eltern, die Grossmutter es belogen haben. Sie haben vor dem Kind die Diktatur schön geredet, um das Kind zu schützen, um sich selber zu schützen. Sie sprachen untereinander etwa von der Universität, meinten aber das Gefängnis. Sie erfanden immer kühnere Ausreden, um dem Kind ein Bild des Diktators zu verweigern. Dann der radikale Bruch, Schneeballsysteme, bei der die Leute ihr Geld verloren. Sie müssen auch entdecken, dass sie früher als Unterdrückte im kapitalistischen Ausland willkommen waren und jetzt nicht mehr, abgeschoben wurden. Ypi handelt in allen Varianten das Thema Freiheit ab. Der Vater vertritt sowas wie Sozialdemokratie, die Mutter ist die eher Liberale, die Grossmutter sieht eher einen dritten Weg. Ypi erzählt leicht, heiter aus einer Kinderperspektive. Nur manchmal fällt die Kind aus der Rolle und ist gar gescheit.

Es gibt das Buch als Hörbuch bei ARD!

https://www.ardaudiothek.de/sendung/lea-ypi-frei/12135687/

Und bei SRF ein Gespräch mit Lea Ypi :

https://www.srf.ch/play/tv/sternstunde-philosophie/video/lea-ypi---das-geheimnis-der-freiheit?urn=urn:srf:video:c5bcdfd9-0b9e-4d25-afef-d724ecda6e37

 

 


Andrea Wulf: Fabelhafte Rebellen. Die frühen Romantiker und die Erfindung des Ich

20. Januar 2023

Sie ist mit einer grossartigen Alexander-Humboldt-Biografie aufgefallen, jetzt hat sie den Faden dort nochmals aufgenommen und erzählt von all den Leuten, die so im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts in Jena lebten. Natürlich steht da der Uebervater Goethe im Mittelpunkt, weil er nur in Jena so richtig arbeiten konnte. da war auch sein Freund Schiller und der so charismatische Fichte, der das Ich und das Nicht-Ich erfand und eine Welle auslöste, die bis heute nachwirkt. Vielleicht weil wir es mit einer Autorin zu tun haben, erfahren wir auch sehr viel von den Frauen dieser und anderer Herrschaften, erfahren von Caroline Schelling, geborene Michaelis, verwitwete Böhmer, geschiedene Schlegel, verheiratete Schelling. In ihrem Haus verkehrten sie alle in Jena, die Männer bewunderten sie, die Frauen nicht so. Es gingen da die beiden Schlegel ein und aus (Friedrich, der Philosoph und August Wilhelm, der einzigartige Shakespeare-Uebersetzer – zusammen mit Caroline), die beiden Humboldt (Alexander und Wilhelm), Novalis, später auch Friedrich Wilhelm Schelling, der dann Fichte den Rang ablief. Man hat sich zweitweise grossartig verstanden und gemeinsam die Ich-Philosophie, die Romantik weitergetrieben, man hat sich aber auch gewaltig gestritten und unversöhnlich zerstritten. Hegel kam dann auch noch dazu und schlussendlich verflogen die Leute in alle Himmelsrichtungen, bis nach Coppet zu Madame de Staël. Und ihre Ideen wirken nach bis Freud und Heidegger und bis zu uns. 


Alice Zeniter: l'Art de perdre

12. Januar 2023

Das ist ein Harki-Roman. Erzählt von der Grosstochter, die in Paris in einer Galerie arbeitet. Ihr Grossvater hat Algerien verlassen, landete in einem Lager, in dem auch ihr Vater aufwuchs. Harki hiessen die schon, als die Franzosen das Land kolonisierten und Einheimische zu Helfern ihrer Armee machten. In der Folge nahmen rund 90.000 Algerier als Soldaten am Ersten Weltkrieg teil. Im Zweiten Weltkrieg dienten mehr als 66.000 Algerier in den französischen Streitkräften. Nach der Unabhängigkeit Algeriens kam es zu zahlreichen gewalttätigen Übergriffen der FLN und von Sympathisanten der Unabhängigkeitsbewegung. Der Vertrag von Evian sah keine Regelung bezüglich der ehemaligen Soldaten der Kolonialmacht vor. Charles de Gaulle lehnte die Aufnahme der Harkis in Frankreich kategorisch ab. Gegen die von ihm erlassenen Gesetze organisierten aktive und ehemalige Militärangehörige ein Netzwerk, mit dem nach Schätzungen rund 100.000–260.000 Menschen nach Frankreich emigrierten. Die ehemaligen Kämpfer und ihre Familien wurden zumeist in Militärlagern und ehemaligen Internierungslagern aus der Vichyzeit untergebracht. Es dauerte bis in die 1970er Jahre, bis die letzten Flüchtlinge aus den Lagern in normale Wohnungen umgesiedelt wurden. Die Mehrheit, die zumeist aus der Schicht der ungebildeten Landbevölkerung stammte, lebte in Frankreich ein Leben in sozialer Segregation. Gibt es jetzt übrigens auch auf deutsch.


Rehzad Karim Khani: Hund Wolf Schakal

12. Januar 2023

Passt zu den Uebergriffen und Verwüstungen in Berlin-Neukölln zum Jahreswechsel. Ein iranisches Paar – die Mutter wird in Teheran hingerichtet, der Vater, dem ein Bein weggeschossen worden ist, flieht mit seinen beiden Söhnen nach Deutschland. Der ältere wird ein brutaler Schläger, der jüngere ein Dealer.